- Anzeige -

31.07.2012 09:10 Uhr - Olympische Spiele - Apollo L. Falke

Rekordmann Yoon - Individualist im Mannschaftssport

Zu Hamburger Zeit mit Hans LindbergZu Hamburger Zeit mit Hans Lindberg
Quelle: Uwe Stelling
Zum Auftakt der Abschiedsrunde gab es gleich eine Packung für den Fahnenträger der koreanischen Delegation. Gegen Kroatien, einen der großen Favoriten des Olympischen Turniers in London sah die koreanische Mannschaft nicht besonders gut aus. Nicht dass Kyung-shin Yoon es nicht gewöhnt wäre, gegen die Großen des Welthandballs auch einmal das Nachsehen zu haben. Er hat mit seiner Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen auch schon höher verloren als bei diesem 21:31. Allerdings auch erst einmal.

Und das liegt mittlerweile auch schon zwanzig Jahre zurück. Als Neunzehnjähriger durfte der Zwei-Meter-Riese damals, 1992, schon einmal bei den Großen reinschnuppern. Eine tragende Rolle wie bei der Weltmeisterschaft ein paar Monate später, sollte er noch nicht übernehmen. Nach seinem torlosen Debüt gegen Island, bei dem er bis heute zum einzigen Mal bei Olympia ohne Torwurf blieb, bekam er noch zwei weitere Chancen, sich auszuzeichnen. Gegen Brasilien gelang ihm das sehr gut und seinem Team der Sieg. Im Spiel um Platz fünf war dann Gastgeber Spanien mit Wut im Bauch mindestens eine Nummer zu groß. Das 21:36 war nicht nur die höchste Niederlage für „Nick“ bei Olympischen Spielen, sondern mit einem Fehlwurffestival vermutlich auch seine individuell schwächste Leistung.

Die Diskrepanz zwischen persönlicher Weltklasse und den Limits seiner Teams sollten eines der prägenden Themen seiner Karriere werden und bleiben. Dies galt ja nicht nur für die koreanische Auswahl, die zwar seit knapp 30 Jahren Teil der erweiterten Weltspitze ist, wenngleich man auch - abgesehen von 1988 - nie die ganz große Klasse nachweisen konnte. Auch bei seiner Hauptstation im Vereinshandball, dem VfL Gummersbach, stellte sich die Situation ja ganz ähnlich dar. In der Tabelle meist im Niemandsland oder im Abstiegskampf – in der Torjägerlist oft ganz vorn.

So wurde Yoon der absolute Rekordschütze der Bundesliga. Seien es die meisten in einer Saison. Sei es als mit Abstand häufigster Torschützenkönig in der Geschichte der Liga. Sei es als treffsicherster Schütze überhaupt in dieser Spielklasse. Yoon hält viele Rekorde. Gleiches gilt auch auf die Weltmeisterschaften, bei denen Yoon zweimal Torschützenkönig war, die meisten Treffer in allen Turnieren erzielt hat. Auch den Rekord für die meisten Tore in einem Einzelchampionat hielt er für viele Jahre. Diesen musste er jedoch vor drei Jahren an Kiril Lazarov abtreten – ein Spieler, der sich in einer ähnlichen Konstellation bewegt.

Dafür kann Kyung-shin Yoon seit Sonntag eine andere Bestmarke sein Eigen nennen. Mit dem einen Tor gegen Kroatien ist Yoon mit 124 Toren bei fünf olympischen Turnieren alleiniger Führender in der Liste der torgefährlichsten Spieler. In Peking zog er mit Talant Dujschebajew gleich. Der Linkshänder musste nun vier weitere Jahre warten und mit 39 noch einmal auf das Doppelquadrat zurückkehren. Dass der persönliche Rekord auf ein Spiel fällt, in dem seine Mannschaft gegen den zweimaligen Olympiasieger ansonsten völlig unterging, passt ins Bild. Dabei gab es auch mal eine Zeit, in der Yoon stark genug war, seine Mannschaft durch seine Weltklasseleistungen auf ein höheres Niveau zu heben und auch gegen europäische Spitzenmannschaft zum Sieg zu führen. Dies gelang ihm beispielsweise 2004 mit sieben Toren beim 35:32 gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Russland und mit seinem persönlichen Rekord von zwölf Volltreffern gegen Island (34:30).

Auch seine elf Tore gegen den Favoriten Deutschland, die im Jahre 2000 in Sidney zum Remis langten, sind zu erwähnen. Trotz aller Anstrengungen musste Kyung-shin Yoon bei den meisten Olympiaauftritten das Parkett als Geschlagener verlassen. Auch eine Medaille war für ihn nie in Reichweite. 1988 als Kang und Co. mit Silber triumphierten, war er mit seinen 15 Jahren einfach noch zu jung. Als alter Hase hat er sich spätestens am Sonntag mit seinem Torrekord zu einer olympischen Legende im Handball gemacht, auch wenn sein Rekord sicher irgendwann fallen wird. Noch hat er jedoch vier Spiele Zeit, diesen weiter zu festigen. Ein Mannschaftserfolg wird in der Gruppe mit Dänemark, Spanien, Kroatien, Ungarn und Serbien für den Fahnenträger der koreanischen Olympiadelegation vermutlich nur schwer zu erreichen sein. Alles wie gewohnt.

Männer · Olympische Spiele · Saison 2012/2013
2. Spieltag · 31.07.2012 · 12:15 Uhr
Südkorea19:22
Ungarn
Olympic Handball Arena

- Anzeige -

Meistgelesen:

Es sind keine News vorhanden
- Anzeige -

Lesen Sie auch:

Es sind keine News vorhanden.
- Anzeige -